In einer der ersten MK-Ausgaben, ich weiss nicht mehr genau, in welcher, habe ich bzgl. Oldtimerkauf einen schönen Satz gelesen: "Der Wagen muss irgendwann in Ihrem Leben eine Rolle gespielt haben, und sei es nur, dass Sie ihn unbedingt haben wollten, als Sie 17 waren".
Klar, dachte ich, absolut logisch und plausibel! Nur hatte ich - wie ich heute weiss - diesen Satz völlig anders verstanden als er gemeint war. Denn als ich 17 war, da wollte ich unbedingt einen Bugatti (egal welchen), einen Adler Trumpf Junior Roadster (der mit den mitlenkenden Kotflügeln), einen schwarzen Traction Avant, einen frühen Ford T Pritschenwagen, einen MG TC oder ein Hanomag Kommisbrot.....
Auf die Idee, ich könnte später einmal (z.B. heute) einen Ford Granada, einen Fliessheck-Passat, einen C-Kadett, einen Audi 80, einen Porsche 924 oder von mir aus auch einen Mercedes R/C107 kaufen wollen, bin ich gar nicht gekommen, wie auch? Diese Autos fand' ich damals öde und langweilig und ich finde sie heute öde und langweilig.
Jetzt noch eine kurze Geschichte aus meiner Kindheit. Als ich ungefähr 8 Jahre alt war, erwarb der Vater eines meiner Schulkameraden einen neuen Mercedes, den genauen Typ weiss ich nicht mehr, ist auch egal. Die Jungs standen traubenweise um das Auto 'rum..... "Ey, super, der neue Mercedes! Und guck' mal, ooooh, der Tacho geht bis 220.....!" (Die Begriffe "boah ey" und "geil" kannten wir damals noch nicht) Ich stand etwas abseits und machte dann den Fehler und meinte irgendwas wie "Ja und? Mercedes, pfff...."
Es kam, was kommen musste: "Du hast keine Ahnung, hau' ab, spiel mit Deinen Puppen!" - So ging ich dann nach Hause und vergrub meine Nase in das Oldtimer-Buch, das mir meine Oma zu Weihnachten geschenkt hatte. Da war alles drin, was das Leben schön machen kann, von den 1890er bis zu den 1940er Jahren: La Licorne, Ford, Rolls-Royce, Vauxhall, Zedèl, Hispano-Suiza, Delage, Bugatti, Horch, Humber, Chevrolet, Nash, Citroën, Wanderer, DKW, Austro-Daimler und und und....
So, und die Jungs, die mich damals weggejagt hatten, fluten heute als Anfang-40-jährige mit ihren popeligen 70er-Jahre-Benzen ("Ja, so einen wollt' ich immer haben - ist das Auto meiner Kindheit") nach und nach immer mehr Oldtimer-Treffen, stellen sich gleich 'mal neben einen wunderbaren alten Riley (man gehört ja dazu, schliesslich hat man ein H-Kennzeichen) und erwarten dann von mir, dass ich ehrfurchtsvoll vor ihren Scheisskarren niederknie und jubiliere "Toll, ein alter Mercedes, wie schön, bin wirklich überglücklich, dass ich wieder mal einen zu sehen bekomme.....!"
Nein!
Und daran wird sich auch nichts ändern, im Gegenteil. Und ich bin sehr sicher, dass es vielen anderen auch so geht. Der Ansatz "Wir sind alle eine Familie, sind alle gleich und haben alle dasselbe Hobby" mag eine romantische Wunschvorstellung sein, ist vielleicht sogar erstrebenswert, funktioniert aber nicht. Der Mensch ist nicht dafür gemacht, so ist das nun 'mal. Wenn sich jemand auf 80er-Jahre Japaner spezialisiert, ist das schön für ihn und ich wünsch' ihm viel Spass dabei, aber dann hat er nicht das gleiche Hobby wie ich. Solche Abgrenzungen gibt es überall, bei Kleintierzüchtern ebenso wie bei Hobbygärtnern oder Modelleisenbahnern, so ehrlich, das anzuerkennen, sollte man schon sein.
Und das bringt uns wieder zu dem wahrlich über Gebühr strapazierten Begriff "Toleranz". Ich besuche bis auf wenige Ausnahmen nur noch solche Treffen, die eine obere Baujahrsgrenze irgendwo in den 50ern haben. Aufgereihte Allerwelts-Youngtimer muss ich mir nicht mehr antun. Aber wem's Spass macht, bitte, ich toleriere das.
Aber ohne mich, ich geh' dahin, wo's richtig schöne, alte Autos zu sehen gibt.
da sprichst Du vielen aus dem Herzen. So auch mir. Auch ich habe jede Woche irgendwo Streß mit meiner Meinung. Obwohl ich doch sehr aufgeschlossen bin! Ich gestatte jedem seine freie Ausübung seines Oldtimerhobby's. Bei mir ist die Grenze übrigens bei 1960 gelegt. Handelt es sich um eine klar definierte bis-1960-Veranstaltung, dann dürfen sich die frühen 70er nicht aufregen. Tun sie aber. Vor etwa 10 Jahren ging es ja noch, aber jetzt nimmt es überhand. Jetzt, wo wir Organisatoren versuchen das zu steuern, sind wir die Bösen. Ich bin schon seit einigen Jahren dafür, dass zweigeteilte Veranstaltungen die Beste und schönste Lösung darstellen. Samstag fahren die bis 1945 gebauten und Sonntag dann alle gemeinsam. Wer am Sonntag nicht mehr fahren möchte braucht ja nicht...
ich seh das auch so. Es handelt sich ja auch nicht um Diskriminierung sondern um Spezifikation. Bei Ausfahrten finde ich es besonders wichtig dass hier klare Grenzen/Gruppen vorgegeben werden. Versuch bei so ner Ausfahrt mal mit einer Traction hinter der führenden Corvette zu fahren wenn der Fahrer sich nicht mit dem Rückspiegel auskennt. Geht nicht. Bei reinen VK (WWII) liegt die Geschwindigkeit ja noch niedriger, da wird gerne mit 70 oder weniger gefahren. Sind ja nicht alles Rennwagen. Also Gruppierungen find ich gut. Wo hier welche Grenzen liegen sollten. Eine wichtige Frage zu den Grenzen: Baujahr des Fahrzeugs oder Markteinführung? Und wenn da steht die Grenze sind 60er, ist das dann eindeutig bis 31.12.69??
Da wir immer das gleiche Problem haben (Geschwindigkeit) organisieren wir Veranstaltungen für Fahrzeuge bis 1961.Es kommen auch ein paar "moderne" Oldtimer mit.Die müssen sich aber den ausgeschriebenen Bedingungen fügen.Wir sind mit ca 90% Vorkrieg besetzt.Den Teilnehmern ist es somit leichter eine langsamere Durchschnittsgeschwindigkeit einzuhalten,die modernen müssen eben langsam fahren oder eine größere Pause machen.Es geht ja auch oftmals um die Streckenführung.da die alten schlechtere Bremsen haben und auch thermische Probleme mit Ampeln und Steigungen.Für die Besucher sind natürlich modernere interessanter,da dort ein Erinnerungswert eine Rolle spielt.Die alten kennt man ja meist nur aus Museen,die moderneren aus dem Stadtbild.Ich hoffe,das wir im nächsten Jahr eine Beteiligung mit 100 % von den Vorkriegs Fahrzeugen erreichen werden. Siehe http://www.mvd-ev.de Henry
Tja, auch wenn ich in anderen Foren gerne einen auf "wir haben alle dasselbe Hobby" mache - natürlich stimmt dies nur zum Teil. Es gibt einfach Fahrzeuge, die ich furchtbar langweilig finde, einfach, weil man sie überall sieht. Oder, weil sie schon immer langweilig waren. Auf Veranstaltungen neige ich mit meinem Interesse mehr zu den besonderen, skurrilen und tendenziell auch älteren Autos. Also dieses: "So einen wollte ich mir schon immer aus der Nähe ansehen." Oder halt Fahrzeuge, die man persönlich immer wieder gerne sieht.
Es ist aber durchaus möglich, daß ich mir einen kruden 70er-Jahre-Japaner mit Interesse anschaue (einfach, weil's mal was anderes ist) und den 190 SL daneben keines Blickes würdige. Die Grenze zum Youngtimer ziehe ich irgendwo zwischen 1965 und 1970, eben die Zeit, wo die Ponton- und Trapezformen verschwanden. Es gibt manche Youngtimer, die ich interessant finde (die sieht man aber leider wiederum kaum auf den einschlägigen Treffen), aber mein Herz geht doch eher bei den älteren Fahrzeugen auf. Leider sieht man diese immer weniger.
Ich finde es aber nicht sonderlich schlimm, wenn jemand sich aus Nostalgie Papas alten Benz oder Passat erhält/ wieder kauft. Ich habe wegen Omas damaligem Käfer selbst eine große Sympathie für Heckmotor-VWs. Wenn ich wieder einen 80er-Jahre-Mitsubishi sehen würde (hatten damals meine Eltern) sehen würde, würde ich wohl auch hinterherschauen - aber haben müßte ich den nun wirklich nicht.
Bei der Einordnung eines Fahrzeugs lege ich übrigens das Präsentationsjahr zugrunde, sofern keine gravierenden Änderungen über die Baujahre geschehen sind, die Anmutung und Fahrgefühl stark verändert haben. So ist ein IFA F8 oder ein "Sit down and beg"-Ford Popular für mich ein Vorkriegsauto und mein 1987er Alltagstrabi entspricht bis auf geringe Details dem 1964er, ist also ein 60er-Jahre-Auto. Die Unterschiede zwischen einem Brezelkäfer (ein 1949er Standard wäre von seinen Eigenschaften her noch eher Vorkrieg) und einem VW 1303 sind hingegen enorm, beim Käfer muß man also schon dfferenzieren (ein 1200er Mexico-Käfer hingegen repräsentiert eher wieder den Stand der späten 60er, daher ist das schon direkt schwierig)...
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu wirr.
Ansonsten muß ich zustimmen, Gruppierungen finde ich auch gut - nur sollte man vielleicht weniger ganz strikt nach dem Baujahr gehen, sondern auch etwas danach, wie die Fahrzeuge zueinander "passen".
PS: Die Bücher, die ich ab dem Alter von 11 Jahren komplett bis zur Loseblattsammlung zerlesen habe, waren Simsas "Dies alles fuhr auf unseren Straßen" und Rosellens "Deutsche Kleinwagen nach 1945", ja, so etwas prägt...
Hallo, auf dem beigefügten Fotos ist meine Ansicht zum Thema Oldtimer in "Avenue Peugeot" veröffentlicht. Da man es schlecht lesen kann: "Richtige Oldtimer gehören einfach zur Vorkriegsgeneration" ;-))
Die Nutzung des VFV-Automobil-Forums ist nach der Registrierung mit einer gültigen E-Mail-Adresse kostenfrei.
Die eingegebenen Daten werden beim Betreiber des Forums (www.xobor.de) gespeichert und vom Veteranen-Fahrzeug-Verband (VFV) nicht für Werbung
oder ähnliche Zwecke verwendet.