Lasst uns 'mal 'n bisschen 'rumspinnen. Versetzen wir uns 'mal zeitlich in die Mitte der 30er Jahre, in die Zeit, als es langsam losging mit der Motorisierung der Massen, als die Autos "schön" wurden und die kutschen- und kastenähnlichen Formen (nicht abwertend gemeint) deutlich hinter sich liessen.
Wenn man seine heutige, akuelle Lebenssituation in die damalige Zeit überträgt, welches Auto - gemessen an den jeweiligen wirtschaftlichen Verhältnissen - hätte man damals wohl gekauft? Hätte man sich damals überhaupt ein Auto leisten können? Die weitaus meisten Leute hatten kein Auto, bestenfalls ein Motorrad, ansonsten fuhr man Fahrrad, Strassenbahn, Bus oder ging zu Fuss.
Ich selbst (Baubranche, mittleres Management) wäre wohl gerade so an der Grenze gewesen. Ein Kleinwagen wäre wohl durchaus d'rin gewesen, Opel P4, DKW F5, ein kleiner Hansa oder eben ein Z, obwohl die Dinger neu schon selten und etwas exotisch waren.
Die Frage kann man noch weiterdenken: Was waren das für Leute, die z.B. einen Hanomag Garant fuhren? Mittelständler? Wer Maybach, Horch oder grosse Mercedes fuhr ist im Grossen und Ganzen gut einzugrenzen, aber sonst?
Wenn man einen Film besetzen wollte, würde man (wenn man es ernst nimmt) sich diese Überlegungen auch machen. Also, casten wir 'mal und spielen mit den bekannten Klischees:
Handwerksmeister: 3rad Goliath, Tempo o.ä. Arzt: Adler Trumpf Junior Architekt: BMW 315 Bauunternehmer: Opel 6 Theaterintendant (Jude, schwul, aus Prag): Tatra 87 kaufm. Angestellter: DKW F7 oder sonst 'was Kleines..... Offizier: Mercedes, schwarz Professor: Audi Front
Gibt's weitere Vorschläge?
Ich finde solche Fragen durchaus spannend, obwohl ich damals nicht leben wollte. Hätte keine Lust, mich vom Blockwart schräg anmachen zu lassen, weil meine Wäsche sonntags zum Trocknen draussen hängt oder - schlimmer - weil ich auf der Strasse mit meinen Nachbarn Chaim Zukerman über's Wetter gesprochen habe.....
Zur Ergänzung die Monatsverdienste als Durchschnittswerte: Arbeiter/allg.: ~100;--RM ; Arbeiter/(hoch-)qualifiziert: <150;--RM Angest./mittl. Dienst: ~150;--RM ; A./geh.D.: 185;--RM> ; A./höh.D.: 215;--RM> Jene, je nach Geschäftszweig erheblich niedrigeren Werte für Frauen lasse ich aussen vor ..., ... ebenso die in den Durchschnittswerten nicht berücksichtigten Einkommen der 'braunen Würdenträger' bzw die (meist steuerfreien) Sondergeld-(und Werte-)Zuweisungen für sachdienlich besonders hochwertige Umsetzung neu geschaffener 'Bürgerpflichten' durch hierzu nicht berufsverpflichtete Volksgenoss(inn)en. Für den Gegenwartsbezug gilt: 01,00RM/1935 ---> 11,55€/2008 ; 1936 ---> 11,40€/2008 Kann ich die Preise für NW und GW der beiden Jahre bzw das Angebot hierzu als bekannt voraussetzen? Nun bleibt noch die Entscheidung für Berufsgruppe und Familiengrösse.
ich glaube nicht dass das so geht. Hier muß man bedenken dass aus den wilden 20ern ein Gebrauchtwagenfundus auf dem Markt war. Weiter erinnere ich mich an eine Kostenaufstellung aus den 80ern. Hier hatte (der ADAC ?) öfter Tabellen veröffentlicht bei welchem Einkommen man welche Autos haben könnte ohne zu hungern. Nach dieser Tabelle hätten auf unserem Firmenparkplatz eigentlich nur Fiat500 und Citroen2CV stehen dürfen (oder so). Tatsächlich entsprach der Wagenpark dem Einkommen von Prokuristen und Vorständen. Ist also nicht einfach. Sieht man sich Filme und Bilder aus den 20ern und 30ern an, so findet man ein reges Autotreiben auf den Strassen.
Er hatte 1938 - gleichzeitig !! - drei Autos: Opel Super 6 Cabrio, einen Hansa und einen Ford Eifel. Das war angeblich notwendig, um jederzeit zu Kranken in abgelegenere Dörfer zu kommen, da mindestens einer der Wagen in der Werkstatt stand.
Der Hansa und der Ford wurden 1939 sofort von der Wehrmacht beschlagnahmt, der Opel 1945 von den einrückenden Amerikanern. Meine Großmutter bekam sogar eine (heute noch vorhandene) Quittung dafür. Aber leider ... die Einheit, von der sie ausgestellt wurde, war nie in Europa stationiert.
eine wirklich schwierige frage.....aber ich denke ich hätte damals schon ein gebrauchtes amilcar cgs gekauft....der bugatti für arme (daran hat sich auch nichts geändert).
gestaunt und geträumt hätte ich sicherlich von den fahrzeugen von mercedes, bentley oder bugatti ...von den rennstrecken von brooklands, montherly, avus,......und hätte damals schon autozeitungen gelesen.
unabhängig davon, wie die Gelder für den Wagenkauf zusammengekommen sind, sollten die Unterhaltskosten (u.U. mit weiteren bereits im Fuhrpark befindlichen Fahrzeugen ...) vom monatlichen Einkommen mit bezahlt werden können. Welchen Beruf und somit welches Einkommen Ihr Euch zugesteht, müsst Ihr selbst entscheiden bzw, berufsnäher, besser wissen als ich. Für die Fahrzeuge wird man kaum auf geschichtsverlässliche Zahlen zurückgreifen können - bleiben also nur Grundregeln: Der (ehemalige) Neupreis des Wagens sollte die Summe von, je nach Familien-Stand bzw. -Grösse, 8 > 12 Monatseinkommen keinesfalls übersteigen. Dann liegen auch die Nutzungskosten innerhalb dessen, was zusatzvermögensfrei erfüllt werden kann ...
... sicher fällt Euch jetzt die Entscheidung, ob StraBus, Fahrrad, Kraftrad oder tatsächlich PKW(´s) leichter ...,
Bei den damals Gebrauchten dürfte es so verhalten wie bei den heutigen Gebrauchten: je oller und größer umso billiger!
Oder irre ich da? Jedenfalls war mein heutiger Alltagswagen (BMW 530i komplett bei Kauf 5 jahre jung) mit 10.000 Euro billiger als ein neuer Polo oder Ähnliches. Vom Gebrauchswert höher, langlebiger und schöner. Spritverbrauch mit 8,5 litern auch sehr angemessen...
Die Wertverluste in %en zwischen Kleinwagen/KW- und Oberklasse/OK liegen innerhalb der ersten 6 Jahre ledeglich 10 > 15% auseinander. Bei vielfachen Neupreisen ist dies sicher ähnlich verlockend wie heute. Der 5-jährige KW stand mit durchschnittlich 43% des NP in den Listen, der OK-Vertreter mit 30%. (Beide als Limousinen gewertet, da nur im OK-Breich die Ca-/Ro-Varianten auch als GW höher notiert waren.) Allerdings sind die Unterhaltskosten wiederum um ein Vielfaches höher. Waren Kleinwagen mit <10ltr´n für 100km zufrieden, rollte die Mittelklasse erst um 15ltr vorwärts. Die Oberklasse begann mit selbstbewussten Werten ab 20ltr. Damit kommen wir zu einer weiteren Grundregel mangels genauer Geschichtsdaten: der Kraftstoffpreis als Multiplikator für die Gesamtunterhaltskosten: Beginnend mit den '5ltr./100km-Fahrmaschinen kann für jeden weiteren 5er eine Vervielfachung eingeplant werden, beim 20ltr-Trinker also das 4-fache als Richtwert, so man keine zuverlässigeren Daten für einen bestimmten Wagentyp hat. Auch gelten die Werte nur für das DR innerhalb der kfz-steuerbefreiten Jahre. Die Kraftstoffpreise lagen um 35 Reichspfennige je Liter ...,
Betr.: Die Kraftstoffpreise lagen um 35 Reichspfennige je Liter ...,
... hatte gestern abend nur wenig Zeit, deshalb nun die genauen Zahlen zu den Kraftstoffpreisen im DR-1935 > 1939:
(Otto-)Benzin/OB: Alle regionalen Unterschiede berücksichtigt, lagen die Literwerte zwischen 38 und 42 RPf. Superbenzin/SB: Hier lagen die Literpreise 2 RPf über jenem des OB. Ab 1939 galten reichsweit Einheitspreise: OB - 40RPf & SB - 42 RPf
Meine Falschmeldung mit 35 RPf aus #10 bitte ich zu entschuldigen - war eine Gedächtnis-Minderleistung aus Zeitmangel ...
Wenn man bedenkt, dass man als normaler Arbeiter in einer Stunde etwa 35 Pf. in Mecklenburg, und etwa 50 Pf. in guter Gegend verdiente. Diesen Stundenlohn hochrechnet auf heutige Stundenlöhne, dann müßte der Liter bei etwa 10 Euro aufwärts liegen.
Oder irre ich mich da und rechne das falsch?
Gruß, Michael.
fährt lieber als rumzustehen
Gast
Beiträge:
31.07.2008 23:47
#15 RE: Ergänzungen - IV. - Kraftstoffpreise - Berichtigung
Für mich hat sich nicht viel geändert,damals in der DDR hatte ich 800 netto und habe für den Liter 1,65 gezahlt und heute ist es ebenso nur die Währung heißt anders und am Monatsende ist nichts zum sparen über.(Außer wie früher:man lässt sich was einfallen)
Die Nutzung des VFV-Automobil-Forums ist nach der Registrierung mit einer gültigen E-Mail-Adresse kostenfrei.
Die eingegebenen Daten werden beim Betreiber des Forums (www.xobor.de) gespeichert und vom Veteranen-Fahrzeug-Verband (VFV) nicht für Werbung
oder ähnliche Zwecke verwendet.