Ja, was hätte ich gefahren? Wenn überhaupt ein Auto, dann wohl ein schon leicht angeschlagenes Kleinstvehikel aus den 20ern. Da hätten wir drei uns dann schon irgendwie hineingequetscht. Bei den Benzinpreisen wäre dann aber ohnehin jede Fahrt echter Luxus gewesen... Oder ich hätte einen gebrauchten frühen Austin Seven gefahren, weil ich vor den Nazis nach England abgehauen wäre...
Ihr geht bei Eurer Betrachtung nur nach Einkommensverhältnissen und nehmt an daß der Wunsch nach einem Automobil damals so selbstverständlich war wie heute, da heute der Besitz eines Autos fast notwendig ist. Ich denke, wer in den 30er Jahren nicht durch seinen Beruf oder seine technische Begeisterung auf ein Auto angewiesen war, ist weiterhin mit der Bahn gefahren. Jedes Dorf hatte damals noch einen Bahnanschluß und Dörfer die keinen hatte, da wollte man auch eigentlich gar nicht hin oder weg. Die Verkehrsverhältnisse waren völlig anders. Stückgut wurde noch mit der Bahn befördert. Wer keinen Gleisanschluß hatte dem reichte ein Tempo-Dreirad mit 6 PS für den Weg vom Geschäft bis zur Laderampe des Bahnhofs. Es gab sogar wohlhabende Leute, auch Unternehmer, die überhaupt kein Auto hatten. Die Unternehmervilla war direkt neben der Fabrik. Zur Sommerfrische fuhr man mit der Kraftdroschke zum Bahnhof und dann erster Klasse mit der Reichsbahn. Koffer wurden vom Personal gepackt und getragen. Autofahren war mangels guter Straßen beschwerlich und auch langwierig. Vielleicht hatte der Sohn des Unternehmers ein Auto. Er war technikbegeistert. Er fuhr Rennen. Er hat Automobilkonstrukteure bei der Firmengründung unterstützt. Vater hat ihm das finanziert, hat sich aber höchst ungern in so eine knatternde, stinkende Kiste gesetzt. Ich weiß gar nicht, was ich damals gemacht hätte. Erstens gab es meinen Beruf damals noch nicht, zweitens bin ich ja Nostalgiker. Ich kann gar nicht einschätzen ob ich im Kontext dieser Zeit einen kleinen Gradewagen gefahren wäre und auf einen Traction Avant gespart hätte, also mein Geld in moderne avangardistische Autos gesteckt hätte. Oder ob ich diese knatternden Kisten abgelehnt und lieber einen Hannoveraner Vollblüter geritten hätte.
P.S.: Olli!! Darüber, daß Du den Tatra, mein Lieblingsauto, als "Schwulenauto" siehst, darüber reden wir noch
Der Großteil der arbeitenden Bevölkerung hatte auf dem Lande eher einen Trecker oder einen Framo und kaum einen PKW.Man konnte sich selbst wenn man wollte kein Auto leisten.Mein Uropa ist bis Mitte 50er Jahre noch mit der Kutsche auf dem Markt gefahren und hat seine Ware verkauft.Danach legte er sich ein Altes OD-Dreirad zu. Mein Opa nutzte dieses Dreirad auch noch sehr lange und konnte sich in den 60ern geradeso einen Berliner Roller leisten..........PKW´s hatten auf dem Lande nur Großbauern oder Ärzte.DAS Fortbewegungsmittel der Bevölkerung in ländlichen Regionen (bis in die 60er Jahre) waren eher Zweiräder,ob mit oder ohne Motor lag am Geldbeutel.Ein Auto war purer Luxus.
In Antwort auf:Hey René! Schön, dass Du nun auch hier dabei bist!
Wobei ich mit meinen Nachkriegs-Ufos hier eigentlich nichts zu suchen habe. VK-mäßig dürfte bei mir in den nächsten Jahren allenfalls ein Traction drin sein. Gradewagen und Tropfenwagen wären ja selbst nach Lottogewinn illusorisch und Kamm und Jaray Versuchswagen scheinen auch nicht überlebt zu haben. Vielleicht bekomme ich meine Freundin noch dazu sich einen Topolino Weinsberg Roadster zu kaufen oder einen Austin 7
Deine historische Betrachtungen dessen, was man damals unter Mobilität verstand, sind natürlich goldrichtig. Meinen Beruf gab es damals auch noch nicht (naja, vielleicht wäre ich Lehrer gewesen, hm, unter den Nazis wohl eher auch das nicht) und schon ein Kleinmotorrad wäre in der Nachbarschaft einiges Aufsehen wert gewesen. Bei uns hatte damals nur der Arzt ein Auto, mein Urgroßvater (immerhin Malermeister mit eigenem Betrieb) hatte weder Führerschein noch Kraftfahrzeug, es gab nicht einmal ein Dreirad im Betrieb. Von dem Popeldorf in Ostwestfalen, aus dem ich gebürtig stamme, konnte man wohl noch in den 50ern ohne Umsteigen mit dem Zug nach Frankfurt fahren (sagt meine Oma, die dort eine Freundin hat). Wirklich durchgesetzt hat sich die Motorisierung erst in den 50ern, mein Opa, der sich als Bauunternehmer selbständig gemacht hatte, leistete sich Anfang der 50er zunächst einen verlebten DKW, dann gab es bald einen gebrauchten Nachkriegs-Olympia - fürs Geschäft gab es einen Tempo. Mein anderer Großvater (Tischler) hatte erst um 1960 ein Auto, einen gebrauchten Weltkugel-Taunus, davor fuhr er Motorrad, aber auch das erst einige Jahre nach dem Krieg.
Aber wir spinnen hier ja schön herum... Gradewagen oder Kommißbrot wären herrlich gewesen...
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