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Dieses Thema hat 2 Antworten
und wurde 1.037 mal aufgerufen
 Tschechei
Hurvinek Offline

Mitglied


Beiträge: 164

07.08.2008 20:58
Wie ich meinen "Hurvínek" kaufte Zitat · Antworten
Liebe Gemeinde

Michael meinte, wir sollten hier 'mal unsere Erlebnisse aufschreiben. Also, dann fang' ich 'mal an und erzähle, wie ich zu meinem Z6 "Hurvínek" kam.

Von der Existenz der Marke "Z" hab' ich ca. Anfang der 80er Jahre erfahren, ich glaube, in Halwart Schraders AMC war ein anderthalbseitiger Artikel mit zwei oder drei Fotos. Nachdem ich die gesehen hatte, war mir sofort klar "Irgendwann krieg' ich 'mal so einen, Typ, Farbe, Zustand völlig egal!". Im Laufe der Jahre habe ich die Sache allerdings dann aus den Augen verloren, andere Dinge wurden wichtiger, Lehre, Bund, Studium, Job..... bis ich irgendwann im Jahr 2001 vor dem Rechner gesessen und im Netz nach Oldtimern gesucht hab'. Habe dann festgestellt, dass es über die Dinger kaum Informationen gibt, und auf deutsch genau gar nichts, null, nada. Seltsamerweise fanden sich aber auf den tschechischen Seiten immer wieder Verkaufsangebote, allerdings alles Ruinen zwischen scheintot und fortgeschrittener Verwesung, ein Z6 war jedoch nie dabei, 9er auch nicht, meistens 4er, zwei oder drei 18er und ein 5er.

Erst Anfang 2004 fand ich den ersten Z6, den man hat kaufen können. Auch der ein Schrotthaufen, mit Rost überall und nicht annähernd komplett. Sollte ca. 3'500 Euro kosten, das war mir zu viel damals. Der nächste erschien im Sommer 2005, war teilrestauriert und sah schon um einiges besser aus. Preis: 2'000 Euro!!! Nachdem ich den Verkäufer (Herrn JC) angeschrieben hatte (er spricht englisch), stellte sich heraus, dass er die Kiste für seinen Kumpel verkauft, der keinen Internetanschluss hat. Na gut, war mir egal. Das Dumme war nur, dass er mir irgendwann per Email mitteilte, dass sein Kumpel den Wagen nicht mehr verkaufen wolle. Klar, dacht' ich, der hat gemerkt, dass er viel mehr dafür kriegen kann als die lapidaren 2'000..... Hab' dann spasseshalber immer weiter hochgeboten, Stück für Stück, nein, er wolle ihn definitiv behalten, aber als wir dann bei völlig illusorischen 14'000 waren, fragte er, wann ich vorbeikommen wolle. Aber da wollte ich dann nicht mehr..... Zu diesem Zeitpunkt war ich überzeugt, weder vom Verkäufer wie auch vom netten Herrn JC je wieder zu hören.

Wie's dann eben so geht, nicht mehr d'ran gedacht, da meldet sich nach 'nem halben Jahr der JC mit der Mitteilung, es gäbe noch einen weiteren Z6 im Angebot. Er habe durch Zufall davon erfahren, der Wagen sei nirgendwo inseriert, ich solle den Besitzer, Herrn JU, selber anrufen. Das fand ich prima, denn dadurch hatten wir das hin-und-her mit seinem Kumpel nicht mehr. Die notwendigen Telefonate hat dann eine slowakische Freundin für mich erledigt.

Gleich am nächsten Samstag bin ich früh um 0500 Richtung Tschechien abgefahren. Einfache Strecke ca. 1'100 km. Ausgemacht war, dass ich zwischen 1400 und 1600 bei ihm eintreffen sollte, und ihn kurz anrufen, wenn ich an Prag vorbei bin. Aber es war Februar, es schneite in Bayern und..... kurz gesagt, ich war zu spät und kam erst um 1830 bei ihm an. Er war, naja, ein bisschen sauer, weil er noch weg wollte und auf mich warten musste.

Jedenfalls sind wir dann gemeinsam zu seinen Garagen gefahren, etwas ausserhalb des Ortes. Dort in einem Hinterhof hat er eine Reihe Garagen gemietet, in denen seine Autos - etwa 30 Stück, wie er sagte - untergebracht waren. Wir gingen dann an der Reihe vorbei nach hinten durch..... "In welcher mag der Hurvínek wohl stehen?" dachte ich. In der letzten? Achso, dahinter steht ja noch ein kleiner Schuppen! Da d'rin? Nein, wiederum dahinter war ein noch kleinerer, der allerletzte in der Reihe, mit einem derart grossen Schneehaufen davor, dass man das Tor nur einen schmalen Spalt weit aufbrachte.

Wir also da rein, ein paar Moppeds auf die Seite geräumt, an einem Velorex-Prototypen vorbeigeklettert, dann stand ich vor dem grünen Alteisenhaufen und sah..... eigentlich nichts! Der Wagen stand eingekeilt zwischen Schuppenwand und einem Aero 50, nur der Vorderwagen bis zur Türhinterkante war zu sehen, und auch davon nur die linke Seite.

Dann passierte genau das, was beim Nachhaker der OM wohl zu akuter Schnappatmung führen würde: Oldtimerkauf im Funzellicht einer Stabtaschenlampe, ohne Möglichkeit, die Vollständigkeit des Wagens zu prüfen, ohne Tschechischkenntnisse in einem bis unters Dach vollgepackten Wellblechschuppen am Rande eines Kaffs irgendwo am Arsch der Welt. Eigentlich darf man das niemanden erzählen! Aber mir war's egal, ich fühlte mich gut, ich hatte soeben per Handschlag von einem mir bis dato völlig unbekannten Tschechen ein Auto gekauft.

Wir sind dann in sein Büro gefahren, haben noch ein bisschen verhandelt - währenddessen ich ihn überzeugen konnte, dass ich ein Z-Enthusiast bin und kein windiger Schnäppchenjäger aus dem Westen, worauf der Preis um einen gut vierstelligen Eurobetrag runterpurzelte -, Vertrag gemacht, ich hab' die Hälfte anbezahlt, mich verabschiedet und bin um 2030 Richtung Wien abgefahren, wo ich bei einer Bekannten übernachten wollte. Dort bin ich dann, nachdem ich mich im Schneesturm vom Gebrauchswert neuer Winterreifen überzeugen konnte, um 0100 am Sonntag morgen angekommen. Der Rest meiner Erinnerung versinkt im Nebel..... bin im Stehen schon eingeschlafen.

Noch vor der Abfahrt von JU hatte ich ihm zugesichert, dass ich den Wagen innerhalb eines Monats abholen komme.

Hab' ich wirklich gedacht.

Aus dem einen Monat wurden am Ende zehneinhalb.....

Aber das erzähl' ich Euch beim nächsten Mal.

Herzlichen Dank für's Lesen und viele Grüsse vom
Olli
Michael P. Offline

Admin


Beiträge: 2.852

08.08.2008 08:15
#2 RE: Wie ich meinen "Hurvínek" kaufte Zitat · Antworten

macht wirklich Lust auf mehr!

Gruß, Michael.

fährt lieber als rumzustehen
http://www.oldtimerferien.de

ericstrip Offline

Mitglied


Beiträge: 52

08.08.2008 12:58
#3 RE: Wie ich meinen "Hurvínek" kaufte Zitat · Antworten

Ja, sehe ich auch so. Solche Geschichten sind doch das Salz in der Suppe. Und beim Vertragshändler kaufen kann schließlich jeder.

Außerdem: Für ein derart hinreißendes Auto nimmt man doch gern ein paar Kapriolen in Kauf, oder?

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