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Das Automobil-Forum des Veteranen-Fahrzeug-Verbandes (VFV)


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Dieses Thema hat 17 Antworten
und wurde 5.371 mal aufgerufen
 Oldtimerreiseerfahrungen
Seiten 1 | 2
Glatzofatz Offline

Mitglied

Beiträge: 9

14.01.2011 22:43
Winterreise im 5HP Zitat · Antworten

Ich wollte es ja schon immer ganz genau wissen.
Ganz besonders, wenn es um meine grosse Leidenschaft geht: alte, vorzugsweise von einem Zerknalltreibling beschleunigte Gefährte. Und eines wollte ich ganz besonders genau wissen, nämlich wie sich meine Lieblinge in ihrem damaligen Umfeld anfühlten. Nachdem sich Oldtimerveranstaltungen für solche Zwecke als eher unpassend erwiesen hatten, war es nur ein kleiner Schritt zur Verwendung eines Alltagsfahrzeugs aus den Zwanzigern. Recht schnell wurde mir klar, dass die damaligen Fahrer in Sachen Wetter ähnliche Kriterien ansetzen mussten wie Motorradfahrer heutzutage. Also Schlechtwetterfahrten und Winterbetrieb nur wenn es sich wirklich nicht vermeiden lässt.
Nun hatte ich schon etliche Schönwetterfahrten und auch einige Sommergewitter im Fünfer erlebt, auch an Winterfahrten, selbst im Schnee, mangelte es nicht, allerdings nur bei schönem Wetter und auf relativ kurzen Strecken. Und so begab es sich, dass ich an einem tristen Novembermorgen auf die Idee kam, meine anstehende Fahrt in die Westschweiz mit dem kleinen Gelben zu unternehmen. Immerhin eine Strecke von zweimal 180km, an einem trüben Tag mit knapp acht Grad. In Anbetracht der überwältigen Kraft meiner elf Pferde unter der Haube verzichtete ich grossmütig auf Autobahnen und folgte mehr oder weniger meiner Nase und einigen grösseren Landmarken, die ich mir vorgängig auf der Strassenkarte herausgesucht hatte. Da ich mit meinen Klamotten in den Zwanzigerjahren auch nicht gross aufgefallen wäre, verzichtete ich auf irgendwelche originellen Retrokleidungen, zog zwei Pullover übereinander, einen Kittel und einen dicken Wollmantel drüber. Zudem schützte ich meine Knöchel mit Wollgamaschen, einem der wirklich nützlichen Erbstücke seitens meines Grossvaters. So gerüstet, mit einem dicken Wollschal und Lederhandschuhen machte ich mich auf die Socken, fühlte und füllte noch ein bisschen an meinem Gefährt herum und ratterte dann fröhlich und wohlgemut los. Das ging soweit auch ganz gut, jedenfalls auf dem Hinweg. Der Tag wurde zwar nicht gerade freundlich, aber es wurde heller und der Nebel stieg langsam in die Höhe. Nach gut fünf Stunden Fahrzeit und infolge einiger Trugschlüsse geografischer Natur 225 Kilometern, also etwa dem Schnitt auf deutschen Autobahnen, traf ich am Zielort ein. Die ungeheizte Halle erschien mir dann seltsam warm und wohlig, die plötzliche Ruhe liess mich dann in eine Art Labertrance fallen, aus der ich erst drei Stunden später und nach Erörterung von allem, was sich irgendwie je auf Rädern bewegte, inklusive Rädertierchen, langsam erwachte.

Mittlerweile war es vier Uhr nachmittags und mir fiel siedend heiss ein, dass ich mich fahrtechnisch auf recht dünnnem Eis bewegte. Einige nicht allzu hektische Füllstandskontrollen später rappelte es dann wieder in der Kiste, diesmal in Richtung der aufgehenden Sonne. Im Bewusstsein der Umstände verzichtete ich diesmal auf Experimente und liess mich nicht mehr auf topografische Herausforderungen ein, sondern versuchte mich ausnahmsweise am direkten Weg. Schonungslos trieb ich meine Pferdestärken zur Höchstleistung an, um dann mehrmals die 70kmh-Grenze zu durchbrechen.
Inzwischen hatte sich der Novembertag seiner eigentlichen Bestimmung erinnert und hüllte sich wieder in ein reichlich depressives Dunkelgrau, das zu allem Übel angesichts seiner eigenen Ödheit gemächlich verblasste, um einer vielversprechenden nebligen Novembernacht zu weichen. Und irgendwie fror ich mir mittlerweile der Arsch ab in meiner Kiste. Dabei habe ich ja die komfortabelste Version des Fünfers, nämlich den Typ TL mit versenkbaren Seitenscheiben ! Einige Stunden später kreuzte ich durchs Luzerner Hinterland - oh süsser Duft der nahenden Heimat ! - und stellte mit Verblüffung fest, dass ich mich auf den langen dunklen Landstrassen unterstgeordneter Klasse nach der trügerischen Wärme der Strassenbeleuchtung in den Ortschaften zu sehnen begann. Und es jedesmal mit einer Mischung aus Bedauern und einem mulmigen Gefühl wieder in die dunkle Kälte der Landstrasse wagte. Im Innern des Fünfers glimmt keine Armaturenbeleuchtung, und die Lampen vorne am Wagen geben ihr Bestes, was aber gerade mal dazu ausreicht, den Unterschied zwischen Strasse und Nichtstrasse zu erhellen. Und so weiss ich jetzt, wiesehr eine Armaturenbeleuchtung zum nächtlichen Wohlbefinden des Fahrers beiträgt.

Natürlich wäre es längst angebracht gewesen, irgendwo in einem hellen, warmen "Löwen", "Rössli" oder "Ochsen" an den runden Tisch zu sitzen, einen Kaffe Schnaps zum Aufwärmen reinzupfeifen und einige heisse Rauchwolken in die Luft zu hängen, während das bekannte Kribbeln durch die aufgetauten Fingerspitzen zieht. Aber wenn ich mal fahre, entwickle ich eine allerliebste Art der mentalen Massenträgheit und bin kaum aufzuhalten, am allerwenigsten durch irgendwelche eigenen Komfortbedürfnisse. Und so hangelte ich mich mit ratterndem Motörchen und sirrendem Getriebe von einem Ort zum nächsten und freute mich auf die heisse Badewanne zuhause. Kurz vor der Grenze zu meinem Heimatrevier suchte mich dann noch ein recht glücklicher Gedankenblitz heim. Mein Fünfer hat zwar eine Benzinstandsanzeige, aber die liegt in meiner Werkstatt und harrt der Rekonstruktion einiger Kleinteile. Nun, insgesamt gesehen hat sich meine Faulheit trotzdem ausgezahlt, hat sie mir in meinem Leben doch schon viele unnötige Mühen erspart.

Hier jedoch dürfte unbewusste Beeinflussung durch Leuchtreklamen und ein gütiges Schicksal eine Rolle dabei gespielt haben, dass ich ausgerechnet kurz vor einer Tankstelle auf die Idee kam, sicherheitshalber lieber zu früh als zu spät nachzutanken. Also füllte ich meinen Zwanziglitertank und bezahlte dann recht erleichtert die 22 Liter, die reinpassten.
Irgendwann so gegen halb zehn und drei Grad Aussentemperatur konnte ich dann endlich das heimische Garagentor öffnen und die wunderschön warm leuchtende Glühbirne an der Decke einschalten. Ein letztes kurzes Husten des Motors, und die Maschine stand wieder an ihrem Platz. Während der ebenfalls hustende Fahrer sich ebenso schnell wie diskret in eine heisse Badewanne verzog.
Grob zusammengefasst würde ich meine Erfahrungen als durchaus positiv, wenn auch nicht unbedingt wiederholenswert bezeichnen. 400 Kilometer an einem kalten Novembertag in den Voralpen gestalten sich erstaunlich emotional, man erlebt ein ungeahntes Spektrum von Hochgefühlen bis zu tiefster Frustration, wie es kaum ein anderes Fahrzeug bieten kann, ausgenommen vielleicht eine Ente mit zeitweise, aber nie in der Werkstatt versagendem Kondensator.

Das Fahrzeug:

Citroën 5HP Typ C3 TL
Baujahr 1924
Motor: seitengesteuerter Vierzylinder mit 853ccm, wassergekühlt
Leistung: 11PS bei 2400 U/min
Getriebe: Dreigang, geradverzahnt und unsynchronisiert
Karrosserie: Coupé docteur (zweitüriges Kabriolett mit versenkbaren Seitenscheiben)
Gewicht: 700kg
Höchstgeschwindigkeit: Ebene ca. 65km/h, im freien Fall bis zu 220km/h
Beschleunigung: 0-50km/h in gefühlten zwei Stunden, effektiv ca. 30 Sekunden
Bremsanlage: Seilzüge zu den Hinterrädern, selbstgebaute hydraulische Vorderradbremsen
Benzinverbrauch: 5-8 Liter Säulengülle ab 74 Oktan
Spassfaktor, Skala 0-10, 10= Maximum: 9,985
Anspruchsniveau fahrtechnisch, Skala 0-10, 10= sehr schwierig: 7 (unsynchronisiertes Getriebe, vertauschte Pedale)
Anspruchsniveau Unterhalt, Skala 0-10, 10= unbezahlbar: 4 (gute Ersatzteilversorgung, einfacher Aufbau)
Preisniveau: Rosthaufen ab 1000 Euro, brauchbare Fahrzeuge ca. 10-16000 Euro, Fantasiepreise bis zu 50'000 Euro.
Verfügbarkeit: problemlos

es grüsst
Glatzofatz, der Oliver

ericstrip Offline

Mitglied


Beiträge: 52

15.01.2011 13:27
#2 RE: Winterreise im 5HP Zitat · Antworten

Hallo Oliver,

danke für Deinen Bericht, Deinen 5CV kenne ich schon aus dem Citroen-Forum – und das macht schon sehr Lust auf so ein Auto.

Bei mir wird das allerdings noch einige Jahre dauern, ich bin zwar ein Freund unbequemer, schwächlich motorisierter, archaischer Kleinfahrzeuge, Sachzwänge wie Beruf, Familie und wenig Zeit führten mich inzwischen aber doch zum Neuzeitfahrzeug Baujahr 1980. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben...

Gerne erinnere ich mich an eine 2x400km-Dienstreise im Trabant über Dörfer und durch Mittelgebirge jenseits der Autobahnen, weniger gerne daran, vor einigen Jahren mit nichts als einer Simson Schwalbe durch den Winter kommen zu müssen. Es ist wohl auch immer ein Unterschied, ob man darf oder muß.

Viele Grüße und noch viel Spaß mit dem Maschinchen,
Nils

Michael P. Offline

Admin


Beiträge: 2.846

17.01.2011 09:10
#3 RE: Winterreise im 5HP Zitat · Antworten

Super!

Kannst Du uns auch mit einigen Fotos Freude bereiten?

Gruß, Michael.

fährt lieber als rumzustehen
http://www.oldtimerferien.de

JoergD Offline

Mitglied


Beiträge: 24

21.01.2011 23:19
#4 RE: Winterreise im 5HP Zitat · Antworten

Ich finde es auch eine schöne Geschichte, wobei sie mir aus einem anderen Forum her, bekannt ist.
Meine längste Altautoreise waren in einem Jaguar XK 140 Roadster ohne Verdeck, da es mir entscheidende Zentimeter an Sitzkomfort weggenommen hat, zur MM nach Argentinien. Dabei habe ich 4000 Km in 5 Tagen abgespult, inklusiver 2 maliger Andenüberquerung,im Schneetreiben. Dank Heizung konnte ich es ganz gut aushalten, auch wurde ich ab Geschwindigkeiten über 60 km-h kaum nass. Dort lernte ich zwei Holländer kennen, die sich mit ihren beiden Bugatti T46 S, gerade auf Weltreise befanden. Die haben ihre Autos per Schiff nach Ushuaia(Feuerland)geschickt und sind dann per Achse über Argentinien, MM Teilnahme, Chile(Andenüberquerung), zurück nach Argentinien (Andenpass ca.4000m), nach Paraguay, Bolivien und Peru. Von dort gingen die Autos nach Japan, per Schiff.
Wir sind gemeinsam von Argentinien, bis Santiago (Chile) gefahren und ich war verwundert, das sie immer locker am Jaguar blieben und mich teilweise überholten, um mich zum schnellerem Fahren zu verleiten, dabei waren sie jeweils mit zwei Personen und ca.1000 Kg Gepäck und Ersatzteilen beladen. Seitdem liebe ich Vorkriegsautos und habe sie mit anderen Augen betrachten gelernt.
Ich fahre seit 1978 alte Sportwagen, bei Wind und Wetter und habe noch nie einen Neuwagen besessen. Da ich selber repariere und restauriere, ohne Mechaniker zu sein, konnte ich es mir leisten. Orginalität ist für mich auch eher sekundär, da ich fahren möchte. In der vor I-Net Zeit konnte man hier (Chile) noch einigermassen günstig europäische VK Autos kaufen, da sie wegen komplizierter Technik und mangelden Ersatzteilen, nicht sehr begehrt waren. Im Norden fand ich nach längerer Suche, die Reste eines Bugatti T37, der mir als Ducati verkauft wurde. Suche und Kommission waren teurer, als die Teile und in Argentinien, tauschte ich den Jaguar, gegen ein fahrbereites Delahaye 135 MS Chassis, dem nur noch der Body fehlte und es gab noch ein kleines Aufgeld. Vom T37 habe ich nur das Chassis behalten und die restlichen Teile (Schrott) gegen Pur Sang Teile getauscht, darunter war ein rollengelagerter T35C Motor, mit Kompressor. Diese Autos fahre ich seit 15 Jahren, mit grösstem Vergnügen.
Geht alles, ohne im Lotto gewonnen zu haben. Ein Jahr vorher hatte ich einen Alfa Romeo 1600 GT, den ich mit wenig Geld herrichtete, diesen habe ich gegen den Jaguar getauscht, da ein chilenischer Autosammler ihn unbedingt haben wollte, nachdem er eine Probefahrt machte. Ich restaurierte ihm danach einen Jaguar E Type S III und er bezahlte dafür alle XK Ersatzteile, die ich brauchte.
Am 'dahinrollen', konnte ich mich bis jetzt noch nicht begeistern, ich fliege lieber tief.

Spitzkühler Offline

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Beiträge: 136

22.01.2011 17:25
#5 RE: Winterreise im 5HP Zitat · Antworten

Hallo Oliver,

ein solch lange Reise habe ich mit meinen 5HP Torpedo (T2) von 1922 noch nicht unternommen. Aber 140 Regenkilomter bei 7 Grad plus hat er mit mir auch schon erfahren müssen... Wobei meiner noch den kleinen Motor mit 9 Pferden sein eigen nennt und ich mit der originalen Bremsanlage die Gegend unsicher mache. Für "Nichtcitroenisten" heißt das: Vorderräder sind zum Rollen und nicht zum Bremsen da, die Fußbremse, rechtes Pedal, bremst eine Trommel auf der Kardanwelle und die Handbremse via Gestänge die Trommeln an den Hinterrädern. Mein Kleiner hatte bei dieser Fahrt mit einem Problem zu kämpfen.. Immer wenn ca 50 Km rum waren, ging er aus. Der Regen hatte den Zündmagneten geflutet und dieser stellte die Arbeit ein...

Nicht das ich den Kleinen immer durch den Regen jage aber an dem Tag ging das nicht anders. Mein Anhängerzugfahrzeug war kaputt... Und Wasser das oben rein läuft, läuft auch unten wieder raus.

Ölfingergruß
Stephan

Glatzofatz Offline

Mitglied

Beiträge: 9

24.01.2011 18:41
#6 RE: Winterreise im 5HP Zitat · Antworten

Nicht umsonst hatte der gewiefte Regenpilot der Zwanzigerjahre immer einen öligen Lappen greifbar. Bei Regen wurde der dann um den Magneten gewickelt, und mit etwas Glück blieb der dann trocken. Sieben Grad, ohne Seitenscheiben, über 140km beeindruckt selbst mich als alten Meharifahrer. Dagegen ist mein C3 TL direkt luxuriös. Immerhin: Seitenscheiben und ein optisch schliessendes Verdeck, auch wenns nur aus Leinen ist und Wasser nicht wirklich abhält.
Fotos von mir gibt es aus zwei Gründen nicht. Erstens habe ich Mühe dabei, mich selber vernünftig zu fotografieren, und zweitens bin ich ganz froh, mich weiterhin einigermassen unerkannt mit dem Fünfer bewegen zu können. Ausserdem habe ich eine grosse Nase.

Leider habe ich weder die nötige Freizeit noch das "Kleingeld", um mit dem Bugatti Andenpässe zu verunsichern. Aber es wäre doch ganz nett, einen etwas ausführlicheren Bericht zu bekommen. Meine südamerikanische Verwandtschaft würde mich wahrscheinlich in die Klapsmühle stecken, wenn ich auf solche Ideen käme. Aber dort ist unser Kleingeld auch mehr wert als hier.

frohe Grüsse ausm Südloch,
Oliver

JoergD Offline

Mitglied


Beiträge: 24

25.01.2011 06:09
#7 RE: Winterreise im 5HP Zitat · Antworten

Zeit und Geld sind doch relative Begriffe. Ich erinnere mich mal einen Bericht gelesen zu haben, wo 2 deutsche Studenten mit einer Ente, 24 DM und einer Gitarre auf Weltreise gegangen sind. Gut sie haben mehr als 20 Jahre und drei Motoren gebraucht, um wieder nach Deutschland zurückzukommen, aber es geht.
Die Holländer sind drei monatsweise gefahren, d.h. 3 Monate fahren und dann drei Monate Heimaturlaub, in Sachen Arbeit. Die Autos wurden derweil, bei bekannten Sammlern untergestellt, bis man wieder zurückkam, um weiter zu fahren. Dabei waren natürlich Oldtimerclubs informiert, die dem Unternehmen alle Hände zur Unterstützung reichten. Einen bekannten peruanischen Sammler und mich lernten sie auf der argentinischen MM kennen. Habe die Autos 3 Monate bei mir in Santiago gehabt und danach waren sie 3 Monate in Lima/Peru. Dank der Strassenqualität die wir hier haben, kann man locker 1000 Km am Tag fahren, wenn man will und kann. Von Feuerland aus, geht eine asphaltierte Strasse durch die Pampa, bis Bariloche und dort gibt es einen gut ausgebauten Andenpass, mit moderaten Steigungen, 2400 m, nach Chile. Von dort kann man eine gutausgebaute 4 spurige Autobahn, Panamerican Highway, bis nach Alaska fahren. Nur in Panama fehlen 80 Km Asphalt. Dazu braucht man keinen Geländewagen, jedes Jahr zwischen Januar und März, ist der HW voll mit Amerikanern, die mit dem Fahrrad aus dem Norden kommen. In Peru und Equador sind die Höhenmeter schon gewaltig, aber geht auch mit dem Fahrrad. Die Tankstellen sind maximal 400 Km voneinander entfernt. Im Süden von Chile, wird auch ein Schweizer kein Heimweh haben, da es landschaftlich sehr ähnlich ist, im Norden gibt es 1500 Km Wüste, regnen tut es dort alle 10 Jahre, Verdeck ist eher als Sonnensegel zu empfehlen. Theoretisch könnte man es in einem 4 wöchigem Urlaub machen, plus mehrwöchigen anschliessendem Sanatoriums Aufenthalt, um wieder auf die Beine zu kommen.
Nimmt man andere Andenpässe, von Santiago, nach Mendoza, gehts auf 4600 m rauf, zwischen Chile und Bolivien können es auch 5600 m sein, da kocht jedes Auto und wenn es noch so neu ist. Ich habe den Holländern meinen Geländewagen, Ford Bronco, geliehen, der sie dort, mittels eines Stahlseils raufgezogen hat. Er traf nach 3 Monaten wohlbehalten wieder hier ein. Das einzige Problem was sie hatten, war der hohe Reifenverschleiss, da sie mit sehr viel Last fuhren und 20 Zoll Räder sind hier schwer aufzutreiben, 19 Zoll, aber kein Problem.
Kosten in Chile sind fast auf europäischem Niveau, Benzin etwas billiger, die restlichen Staaten sind preiswert, dafür gibts auch mehr Langfinger.
Gruss
Jörg

Glatzofatz Offline

Mitglied

Beiträge: 9

25.01.2011 22:15
#8 RE: Winterreise im 5HP Zitat · Antworten

In Sachen Relationen backe ich lieber kleine Brötchen. In Goiás entspricht der Wert eines Bugattis dem Wert von zehn Einfamilienhäusern, das war vor zwanzig Jahren auch schon so. Im Moment beschäftigen uns eher so Probleme wie die Finanzierung der Herzoperation einer nahen Verwandten, die wie fast alle dort über keinerlei Krankenversicherung verfügt.
Glücklicherweise bin ich recht zufrieden mit meiner Heimat, auch wenn das Leben mir hier nicht soviel Freizeit gönnt. Ich kenne auch die kleinen, touristisch noch unerschlossenen Alpenpässe, teils noch Schotterpisten, und ich fühle mich auf komfortablen Asphaltstrassen sehr schnell unterfordert und beginne dann kräftig Unfug zu treiben.

Gibt es auch Bilder von diesen Andenfahrten ?

Gruss,
Oliver

JoergD Offline

Mitglied


Beiträge: 24

25.01.2011 23:49
#9 RE: Winterreise im 5HP Zitat · Antworten

Hier in Chile gibt es den 'Plan Auge', der finanzlosen Mitbürgern die notwendigen OP's ermöglicht. In Argentinien, oder Brasilien dürfte es ähnliches geben, wenn nicht, ab ins Flugzeug und heimkehren. Sterben braucht hier keiner aus Geldmangel. Deutsche Kliniken sind zwar besser, kosten aber auch reichlich.
Fotos habe ich im Moment nicht, da beim letzten Erdbeben, leider mein PC gehimmelt wurde und die Hardware sich standhaft weigert, ein Lebenszeichen von sich zu geben. Ein paar normale Fotos sind mir geblieben, die müsste ich aber einscannen. Werde dieses Jahr noch nach Europa zurückkehren und hoffe dann, dich irgendwann mal kennenzulernen. Habe auf meinen Reisen schon viele falsche Bugattis gesehen, von daher, eine PS, oder Dutton Replika, kostet in Einzelteilen zwischen 60000 USD und 60000 Pfund. Ohne Kompressor geht es noch billiger. Der Zusammenbau ist nicht so schwierig. Gehöre auch zur Gattung, der normalsterblichen, hart arbeitenden Bevölkerung und bin durch handwerkliche Fähigkeiten zu meinen Autos gekommen. Hoffe nur, das ich mir in Europa, auch deren Versicherung leisten kann.
Gruss
Jörg

VD12 Offline

Auto-Profi

Beiträge: 501

26.01.2011 17:23
#10 RE: Winterreise im 5HP Zitat · Antworten

Darf ich euren interessanten Diskurs mit einem kleinen Anzeige zum Citroen aus dem Jahre 1926 auflockern.
Fahre auch gerne mit meinem alten Steyr auf Tagesreisen umher und muss auch in die Berge und erwarte mir von meinem Auto dass er sie bewältigt.
Habe mich in letzter Zeit auf die Suche nach den alten Strassen gemacht und dabei unter anderem eine immer noch befahrbare alte Passstrasse gefunden die durch die neue Trasse die eine ganz anderen Weg nimmt zu einer Waldstrasse im Winter Rodelbahn herabgesunken ist.
Und finde auch immer wieder alte Streckenteile die nach einer Neutrassierung der Strasse nur mehr dem bäuerlichen Nahverkehr dienen.
Also hier die Anzeige.
VD12
PS: Auch im von Schweizern gerne geschmähten Österreich würde die HerzOP der Grossmutter von ihrer Krankenkasse bezahlt.

Dateianlage:
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Citroen 1925.pdf
Glatzofatz Offline

Mitglied

Beiträge: 9

26.01.2011 18:01
#11 RE: Winterreise im 5HP Zitat · Antworten

Chile wird ja nicht umsonst die "Schweiz Südamerikas" genannt. Die brasilianische Variante der Minimalgesundheitsversorgung ist auf dem Land immer noch sehr rudimentär und an Dinge wie Herzoperationen für ältere Familienmitglieder wagt keiner zu denken, der mit diesem System leben muss.
Eine solche Operation wäre hier in der Schweiz allerdings dreimal teurer und es gibt auch hier keine Kasse, die die Kosten dafür übernehmen würde. Zudem ist es ausgesprochen schwierig, eine auch nur kurzfristige Aufenthaltsbewilligung für brasilianische Familienangehörige zu bekommen, wenn man nicht zu den oberen Zehntausend hier gehört.
Ich befürchte, dass Du einem in Südamerika weitverbreitetem Irrtum betreffend unserer "ersten Welt" hier unterliegst. Selbst die wohl lächerliche Summe von 60'000 Dollar ist für mich eine unüberwindliche Schranke, von der ich etwa gleichweit entfernt bin wie von meiner ersten Million. Ich bin zwar sehr erfindungsreich beim Entwickeln neuer Maschinen, bei der Vermarktung hingegen haperts. Und so kommt es, dass ich mich mit einem handelsüblichen Mechanikerlohn zufriedengebe, was ja kein Beinbruch ist. Selbst wenn ich wider gesundem Menschenverstand doch noch Millionär würde, ich würde nie im Leben soviel Geld für solch einen Blödsinn ausgeben. Dafür hat es auf dieser Welt weiss Gott noch genug wichtigeren Verbesserungsbedarf...
Ausserdem muss ich gestehen, dass aus der Sicht des modernen Maschinenbauers ein aktueller VW Golf die weitaus bessere Wahl ist um Alpenpässe oder Andenautobahnen zu befahren.
Was die Kosten für Steuer und Versicherung betrifft, so sind hierzulande die Steuern hubraumabhängig und im Normalfall höher als die Versicherungskosten. Allerdings kann ich da nur mitreden, was dreckbillige alte Autos betrifft. Wie es sich bei billigen alten Bugattis gestaltet entzieht sich meiner Kenntnis, ich wüsste nicht einmal, wen fragen.
Auf meinen Kompressor möchte ich nicht verzichten. Er ist zwar schon fünfzig Jahre alt und hat den zweiten Elektromotor, aber ohne ihn könnte ich all meine Druckluftwerkzeuge getrost in die Rille schieben.
Bei Bugattis schaue ich prinzipiell nie genau hin, die Grauzone zwischen Originalfahrzeug und Nachbau/Fälschung besitzt bei dieser Marke eine Bandbreite wie sonst bei keiner Automarke, und man muss ja nicht in jedes Fettnäpfchen trampeln. Nach entsprechenden Erfahrungen werde ich es auch nie wieder wagen, die fahrerischen Qualitäten eines Bugattifahrers anzuzweifeln. Wer soviel Geld für einen billigen alten Rennwagen ausgibt ist wohl nicht so empfänglich für derartige Kritik.

frohe Grüsse vom alten Anarcho
Oliver

VD12 Offline

Auto-Profi

Beiträge: 501

26.01.2011 18:47
#12 RE: Winterreise im 5HP Zitat · Antworten

Aus der Sicht des Maschienenbauers mag der Golf die bessere Wahl sein. Es wird aber auch Maschinenbauer geben die sagen er ist für diesen Zweck zuviel Maschienenbau und vor allem Elektronik dh es müsste auch einfacher gehen.
Das mit dem Verkauf ist so eine Geschichte Auf der einen Seite haben die Vertreter einen schlechten Ruf auf der anderen Seite haben sie doch einen wichtige Aufgabe, Gutes bekanntes zu machen damit es erfolgreich verkauft werden kann. Aber es ist die Zufriedenheit die einen Menschen auszeichnet. Wenn du noch soviel Geld hast und unzufrieden bist hast du kein schönes Leben, deshalb verstehe ich deine Einstellung sehr gut.

Aber der Sinn der Oldtimerfahrten liegt nicht darin den Berg hinauf und möglichst schnell wieder hinunter. Ich will Berge fahren und ein Erlebnis haben. Ich will den Bach daneben rauschen hören und eventuell auch kurz eine Forelle sehen. Ich will das Heu, Die Kühe und vielleicht auch Pilze riechen. Ich will Meister der Mechanik sein und muss mich aber dabei auch nach der Mechanik richten.

Cd12

JoergD Offline

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Beiträge: 24

26.01.2011 19:27
#13 RE: Winterreise im 5HP Zitat · Antworten

Ich fahre diese Autos nicht, um meinen ebenfalls nicht vorhandenen Reichtum zur Schau zu stellen, sondern weil es viel Spass macht. Auf der Autobahn wirst du mich auch nicht finden, eher auf kleinen Pässen, oder Waldwegen, auf denen dein Golf leider zusammenbrechen würde. Auch pflege ich meine Weltanschauung, nicht durch Autos darzustellen. Ans Weltverbessern denke ich auch nicht mehr, den Anspruch habe ich nicht und alle Massnahmen dazu, scheinen eher Lobbys zu dienen und bewirken offensichtlich, das genaue Gegenteil. Meinen dürftigen Verbesserungsbeitrag habe ich geleistet und Wald wieder aufgeforsted und da meine Nachbarn einen von der Grösse des bayrischen Waldes haben, mit hervorragenden Waldwegen, brause ich im Delahaye dadurch. Da ich auch zu den Hochgewachsenen zähle, ist der Bugatti etwas zu klein geraten und dank seiner kaum vorhandenen Federung, auch nicht sehr Bandscheiben freundlich.
Mit dem Delahaye möchte ich gemeinsam alt werden und ihn bis zur Löffelabgabe, als Reisewagen nutzen. Allwetterumbauten, werden in Europa erfolgen und dann hoffe ich, das ihr ein paar schöne Alpenstrassen und Routen teilt.
Südbrasilien ist doch die deutsche Ecke, von Brasilien, da kann es doch garnicht so schlimm sein, abgesehen von einem gewissen F.....kult, den man dort immer noch auslebt. Arme Schweizer habe ich hier in Chile noch nicht kennengelernt.

Habe noch was zum Thema Golf vergessen. Je höher entwickelt die Technik ist, desto häufiger sind die Pannen. Was hat man hier von Autos, die eh keiner reparieren kann. Manchmal fehlen hier einfach Brücken, da muss man auch mal Bäche durchqueren, wird die Elektronic nass, ist laufen angesagt und zwar stundenlanges. Ich bin einmal mit einem Bekannten in einem modernen Geländewagen in die Berge gefahren, Danach durfte ich in der Nacht und im Schneetreiben 28 Km laufen, 4 Bachdurchquerungen und etliche Höhenmeter inklusive. Nach 22 Std., kamen wir an einen bewohnten Hof, wo man uns Pferde lieh, nie wieder. Mein Ford Bronco ist 29 Jahre alt, ganz simpel, einfach zu reparieren und da alles mechanisch ist, bin ich immer und überall angekommen. Ein Golf würde mir niemals ins Haus kommen, den habe ich sogar als Abiturgeschenk abgelehnt und mir einen 50 DM Alfa Romeo gekauft. Der hat mich sogar noch bis Sizilien und zurück getragen.
Grüsse
Jörg

VD12 Offline

Auto-Profi

Beiträge: 501

26.01.2011 22:28
#14 RE: Winterreise im 5HP Zitat · Antworten

Servus Jörg,
Es führt zwar ein wenig vom Thema weg aber ich denke mir auch wer wird unsere europäischen Hightec Autos einmal kaufen. Bisher sind die alten Fahrzeuge nach Afrika oder auf den Balkan gegangen.
Aber wie lange noch! Können die so etwas reparieren? Wo unsre geschulten Mechaniker nicht weiterwissen und für 100 Euro pro Stunde nur raten und Teile tauschen. Aber ich verstehen den Plan der Industrie die sollen neue Autos kaufen, wir unsere Gebrauchten wegwerfen und auch Neue kaufen so brummt die Wirtschaft.
Auch die alten Autos leiden drunter. Bald wird es keine Mechaniker mehr geben die einen Vergaser einstellen können.
Um Reichtum zur Schau zu stellen braucht es mindestens einen Rolls ( gibts schon ab 12000 Euros) oder hochglanzlackierte Karossen deutscher Nobelmarken mit viel Chrom, benutzte Delahays zählen für mich nicht nicht dazu. Die Leute mit denen man so ins Gespräch kommt habe oft aberwitzige Vorstellungen vom Wert eines Vorkriegsfahrzeuges, weil in den Zeitungen nur immer gemeldet wird wenn ein Fahrzeug Abermilionen erzielt hat. Aber auch viele Besitzer fühlen sich dann geschmeichelt und geben unrealistische Summen an. So wird das teure Image am Leben erhalten. Ich gebe nie Beträge bekannt und sage nur wie ich das Auto vor 22 Jahren gekauft habe hätte ich einen kleinen Mercedes in einfachster Ausstattung dafür bekommen. Heute fahre ich immer noch mit meinem Auto der Mercedes ist längst am Schrott gelandet. Was war die bessere Geldanlage?
Doch zurück zum Fahren:
Im alten Europa ist es aber vorbei mit Fahrten durch den Wald, alles Forstgebiet gesperrte Forststrasse. Bleibt nur die öffentlichen Strasse die auch immer schlechter wird, aber da gibts wenigstens noch schöne Nebenstrasse wo man gemütlich fahren kann.
Wenns soweit ist zeige ich dir gerne welche im Süden von Österreich oder im Norden Italiens oder Sloweniens.
Vd2

JoergD Offline

Mitglied


Beiträge: 24

26.01.2011 23:18
#15 RE: Winterreise im 5HP Zitat · Antworten

Danke dir, nehme ich gerne an.
Habe immer den Eindruck, wer über Geld beim Altauto nachdenkt, hat eh schon verloren. Ich habe mich hochgeschraubt und getauscht. Das heutige Auto ist eh zum wegwerf Gegenstand verkommen, ist mir auch zu müssig, mich über Prognosen von Youngtimern zu unterhalten, da mir dort die Verbindung fehlt. Für mich gibt es Autos, die machen Spass, oder nicht, mit letzteren beschäftige ich weniger. Glaube aber auch, das Leute, wie Oliver nicht aussterben. Selbst hier in Chile werden die unmöglichsten Dinge noch repariert, sogar Anlasser von Hand gewickelt. Alle Normteile gibt es fast noch, man muss nur ein Orginalteil, zum Vergleich mitbringen. Wasserpumpe reparieren kostet 20 Euro, egal ob Käfer, oder Delahaye. Fehlendes, wird angepasst. Europa ist zu bequem geworden.
Gruss
Jörg

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